Ein Blick auf Dragon Age

Meine Hemmschwelle beim Kaufen neuer Rollenspiele ist relativ hoch, seit ich selbst welche entwickle. Für Dragon Age hab‘ ich aber eine Ausnahme gemacht. Und ich bin nicht enttäuscht worden, weshalb ich gerne meine Ersteindrücke kundtun möchte:

  • Die Box selbst ist ziemlich retro: 3 sechsseitige Würfel, 2 Softcover-Büchlein (eines für den GM, eines für die Spieler), 1 Landkarte. Die dunkle, aber farbkräftige Aufmachung verheißt Hochglanz-Dark-Fantasy.
  • Der Player’s Guide ist genial aufgebaut: Zwischen den Regeln findet man Anekdoten und Verweise zu Völkern und Geschichte. Alles wird in appetitlichen Happen serviert, selbst Skills (hier: Focus) und Spells sind überschaubar.
  • Inhaltlich ist gerade das Nötigste vorhanden. Wer außer Ferelden noch anderswo in Thedas spielen oder seinen SC über die 5. Stufe bringen will, muss auf Box 2 warten. Das zielt wohl auf Einsteiger und Umsteiger mit engem Zeitbudget ab.
  • Die Regeln haben einen traditionellen Kern: Proben mittels 3W6 + Boni >= Target Number, Attribute und Fertigkeiten (Focus) werden zu Beginn erwürfelt, Charakterklassen und Völker werden ausgewählt.
  • Die Details sind durchdacht: einer der 3W6 ist dunkel und fungiert als Erfolgswert und Tiebreaker, Proben funktionieren in und außerhalb des Kampfes gleich, Pasche bringen Vorteile (Stunts), Regeneration durch Durchatmen zwischen Encountern, keine Save-or-die-Effekte bei den Spells, Rüstungen erhöhen Mana-Kosten und und und. Da ist einiges an Knowhow eingeflossen.
  • Der Game Master’s Guide enthält neben Regeldetails und einem Abenteuer wertvolle Tipps zur Spielleitung, sogar auf Gruppendynamik und Spielerkonflikte wird eingegangen. Auch hier merkt man, die Designer beherrschen ihr Handwerk.

Bei mir hat Dragon Age einen Nerv getroffen. Stimmung und Welt sind schlüssig, die Rolle der Elfen und Zwerge ist mir originell genug, Regeln und Background sind so kompakt, dass sie mich nicht abschrecken, und der Text ist extrem gut geschrieben und gegliedert. Die Illustrationen sind top (mir zumindest gefallen sie mehrheitlich), und das Regelsystem ist traditionell und fortschrittlich zugleich. Ich finde keinen Grund, es nicht zu spielen.

6 Gedanken zu “Ein Blick auf Dragon Age

  1. Wir haben das mal bei einem Oneshot getestet. War recht interessant, weiß aber nicht ob ich auf Dauer damit glücklich werden würde. Das Auswürfeln ist etwas dass mich doch sehr abschreckt, und es schien zumindest in dem (mitgelieferten) Testabenteuer dass manche Attribute (Dexterity vor allem) viel wichtiger sind als andere.

  2. Im zweiten Kasten, für die Stufen 6-10, gibt es wohl auch eine Punktkaufmethode für Wunschcharaktere, der Wunsch wurde also erhört.

    Die bisher erstellten Abenteuer fande ich alle etwas unbefriedigend, zumindest in den beiden, die ich gelesen habe, wurde zwar viel von der Verantwortung und den Entscheidungen der Helden gesprochen, richtige Entscheidungsmöglichkeiten und dafür erforderliches Hintergrundwissen war aber Mangelware. Ich hoffe, das bessert sich noch, denn die Regeln machen einen wirklich guten Eindruck.

  3. Ich konnte es schon zweimal Meistern, wo es in beiden Fällen allen Beteiligten Spaß gemacht hat. An der Balance stimmt aber tatsächlich einiges nicht und das Limit auf die ersten 5 Level ist derzeit noch ein Campaign-Killer. Für One-Shots oder Beginner ist das aber optimal!

    Es gibt übrigens seit einiger Zeit ein Open Playtest-Dokument für die zweite Box (bis Lvl 10):
    http://greenronin.com/2010/09/dragon_age_rpg_set_2_open_play.php

    Was mir übrigens sehr gefallen hat war die Stuntregel: Hat man einen Pach (zwei der drei Würfel zeigen diesselbe Zahl) dann gibt einem der Dragon-Dice Stunt-Punkte die man für zusätzliche Effekte Nutzen kann, ala mehr Schaden, ein zweiter Angriff, bessere Verteidigung usw. Das Ändert beschleunigt den Kampf da Taktiken erst NACH dem Wurf gemacht werden und macht ihn herrlich Dynamisch. :)

    Jetzt hoffe ich nur das Bioware die freigaben in Zukunft schneller macht damit Green Ronin die Boxen schneller rausbringen kann…

  4. Dragon Age hat mich insgesamt etwas enttäuscht.

    3w6 roll-under finde ich sehr unglücklich. Das schreckt mich schon von GURPS ab.

    Den Stunt Die finde ich genial.

    Die Charaktererschaffung gefällt mir.

    Aber alles andere lässt mich kalt oder sogar schlimmer, stößt mich ab. Allem voran das Artwork und das Layout. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe noch nie ein Produkt von Green Ronin gesehen, bei dem ich das Layout ertragen hätte. Es macht mich krank, dass ich nicht verstehe, warum das so ist, denn objektiv macht Green Ronin gar nichts „falsch“.

  5. @Mondbuchstaben: es ist ein 3W6-roll-over, ist also GUPRS-unlike.

    Ich finde DA insgesamt (habe es mir jetzt erst gekauft, nachdem ich schon eine zeitlang mit dem PDF schwanger ging) äußerst ansprechend (vom Layout und von den Illustrationen her), da es eben das Flair des PC/Video Games sehr gut einfängt. Derzeit empfinde ich es sogar als eines der besten Einsteigersysteme, da mich z.B. „Aborea“ abgeturnt und „Dungeon Slayers“ schnell gelangweilt hat.

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