Ein neuer Name für unser Hobby

Im Studium habe ich gelernt: falsa demonstratio non nocet. Heißt so viel wie: der Inhalt zählt, nicht das Etikett. Im wahren Leben ist das wohl keineswegs so. Und deshalb, so meine neueste – zugegebenermaßen etwas radikale – Idee, muss für unser Hobby ein neuer Name her.

Der Gedanke kam mir, als ich letztens neugierig im Netz recherchierte, was denn so alles zum Thema Rollenspiel von Mr. Google hochgereiht wird. Und siehe da (wenig überraschend eigentlich) erschien vorwiegend Zeugs zu Computer-Rollenspielen. Erfreulicherweise fand sich der Polyeder Podcast ziemlich weit vorne, aber damit hatte es sich auch schon in Sachen Treffsicherheit.

Wenn ich nun das Internet ausklammere und den Begriff „Rollenspiel“ in der Alltagssprache betrachte, wird das Bild nicht besser: im Gegenteil, da entstehen bei unbedarften Adressaten gleich… faszinierende Bilder im Kopf, die nichts bis gar nichts mit unseren doch so jugendfreien Themen (Schnetzeln von Goblins, Verhindern dämonischer Rituale, Ermordern dunkler Priester…) zu tun haben.

Die englische Sprache hat es da doch etwas leichter, denn die reden von „Role-playing Games“, also von Rollenspiel-Spielen, was die Sache zumindest begrifflich mehr abgrenzt als das im Deutschen geschieht. Ich breche daher hiermit eine Lanze dafür, dem Genre einen neuen Namen zu verpassen. Einen, der unser Hobby zweifelsfrei identifiziert und keine hinterhergehechelten Erklärungen erforderlich macht. Und vielleicht sogar einen, der dabei hilft, unser Hobby mit neuer Energie zu beleben und fit für die nächste Generation zu machen?

Sprechen wir also in Zukunft lieber von

  • Rundenschauspiel
  • Würfeldramaspiel
  • Imaginationsinteraktionsspiel?

Na gut, diese Vorschläge sind natürlich nicht ernst gemeint. Und ich sehe schon, warum sich bisher kein anderer Name etabliert hat: Auf den ersten Blick springt zumindest mir kein Begriff wirklich ins Auge bzw. ins Ohr. Aber vielleicht hindert einen die Gewohnheit in neuen Bahnen zu denken, und es lohnt sich, mal ernsthaft darüber nachzusinnen. Vorschläge – ernst gemeinte wie humoreske – werden gerne entgegen genommen!

14 Gedanken zu “Ein neuer Name für unser Hobby

  1. Es geht also darum Tischrollenspiel vom Computerrollenspiel zu differenzieren? (Und dadurch dann vielleicht, vielleicht aber auch nicht neue oder andere Leute ansprechen zu können, die, unter Begriffsverwirrung leidend, uns einzig wegen der computernutzenden Verwandschaft bisher links liegen ließen?)

    Weshalb reichen dafür nicht (mehr) eben jene ersten Teile in den Komposita?

    Und: Muss ich mir jetzt auch einen neuen Namen für Strategiespiele überlegen, da hier ja ohne Zusatz auch nicht klar ist, ob am Tisch oder am Rechner gespielt wird? Wie steht es mit Poker und Online-Poker, ist da die Unterscheidung qua Ergänzung noch statthaft? Fragen über Fragen…

  2. Also ehrlich, der Begriff Imaginationsinteraktionsspiel gefällt mir.
    Das würde ich glat übernehmen.
    Da kommt dann wenigstens als Gegenfrage ‚Häähhh???‘ wenns einer nicht kapiert und nicht der gedankliche Konter ‚…ach das mit Leder und Peitsche.‘ 😀 

  3. Erzählspiel, Tischrollenspiel. Beides sind keine wissenschaftlich tragfähigen Begriffe, befürchte ich (sofern es da bislang überhaupt etwas gibt), aber ich halte sie für verwendbar. Der Abstand zu „Rollenspiel“ ist auch nicht so groß.

  4. (Falls jemand multi-channel-mäßig unterwegs ist: Mittlerweile sind zum Thema auch auf G+ und auf Twitter einige interessante Vorschläge gekommen.)

  5. … ich nehm gern das als Erklärung: Abenteuer-Erzählspiel.

    Was man auch nehmen könnte: Rollen-Gesellschafts-Spiel
    (Und wenn die Leute dabei an „Die Werwölfe vom Düsterwald“ oder „Pandemie“ denken, liegen sie mMn gar nicht so falsch.)

    G+ …? Ist das der Nachfolger von G.Wave?

  6. Achso, wir müssen das im übrigen aushalten, wir sind das Original! Erzählt den Compirollenspielern, wo sie herkommen, wo ihr sie seht! Gebt den … anderen … Rollrenspielern Tipps für eine andere Abendgestaltung! ^^

  7. Ich bin generell kein Freund davon, gelernte Begrifflichkeiten auszutauschen, weil sich die Konnotationen geändert haben. Es ist meines Erachtens auch sehr positiv, dass das Computerrollenspiel eben Rollenspiel heißt, das kann uns nur nützen, weil es dann zumindest eine Referenz gibt, die bekannter ist. Dazu kommt, dass unter dem Begriff Rollenspiel sowieso ganz viele unterschiedliche Arten des Spielens und unterschiedliche Spiele zusammengefasst werden, wie wir im Podcast ja auch immer wieder merken.

    • Das mit der bekannten Referenz ist ein gutes Argument, aber halt eben auch Segen und Fluch, wenn der kleine Bruder mittlerweile größer ist als der große Bruder.

  8. Was ist aus dem guten alten Pen and Paper Rollenspiel geworden?
    Für mich ist das immer die perfekte Abgrenzung zu all den anderen möglichen Bereichen gewesen.

  9. Interessanterweise sind heutzutage, besonders dank dem Computerrollenspiel, Begriffabgrenzungen wie „Tischrollenspiel“ oder „Pen & Paper“ durchaus verständliche und akzeptierte Namen für unser Hobby. Selbst bei Leuten die diese Spiele nicht spielen, aber zumindest in irgendeiner Form in Berührung mit zu Popkultur gehörenden Hobbies gekommen sind. Globalisierung und Nerdkultur sei Dank!

    Ich persönliche mag ARS, also Abenteuerrollenspiel, recht gerne, weil es die beste Beschreibung für traditionelles Rollenspiel ist. Für Spiele, deren narrativer Fokus auf die Gruppe verteilt wird, passt dann eben auch in logischer Konsequenz der Begriff Storygame sehr gut.

    Dann wiederum: werde ich von jemandem gefragt, bei dem ich evaluiere, dass er mit keinem der obigen Begriffe etwas anfangen kann, sage ich einfach: ich spiele Rollenspiele, das ist eine Form von Gesellschaftsspiel.

    Ich konkludiere: wir haben, was wir haben. Rollenspiel ist ein etwas problematischer Begriff, weil er, anders als im angloamerikanischen Raum, nur die Tätigkeit umfasst, nicht aber das Spiel – das Roleplaying GAME – und so also zwangsweise auch nicht-jugendfreie Inhalte anlockt. Einen anderen Begriff zu finden halte ich dennoch für sinnlos, da man ja wie vorhin beschrieben, ohnehin immer eine andere Zielgruppe damit treffen müsste.

  10. Genau die gleiche Idee hatte ich auch schon mal – ich sehe nur ein Problem: Es müßte schon ein teuflisch guter Begriff sein, daß er zumindest von dem Großteil der deutschsprachigen Spieler adaptiert wird.

    Darüber hinaus kam ich zu dem Schluß, daß eigentlich nur ein Kunstbegriff in Frage kommen kann, denn ein allgemeinerer Begriff würde wieder zu schnell durch etwaige primäre Bedeutung verwässert werden, oder falsche Assoziationen hervorrufen. So dachte ich bei Würfeldramaspiel an irgendwas mit Würfeln und (Fernseh-)Drama … na toll …

    Also mache ich mal einen weiteren Vorschlag: „Drölfen“, nein nicht ernst gemeint, obwohl, nun ja … findet mal was besseres … 😉

    • Du legst die Latte aber ganz schön hoch. :)
      ist natürlich völlig richtig. alle Begriffe sind schon irgendwie konnotiert. Ich würde aber trotzdem ungern Gott und der Welt erklären müssen, was ich tue, wenn ich wieder einmal „drölfen“ gehe.

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