Game of Thrones – A Feast for Eyes

Für das TV-Highlight des Jahres habe ich es mir gestern sehr gemütlich gemacht. Bei Sonnenuntergang war’s dann soweit: Game Of Thrones, die erste Folge. Endlich!

Schon bald wurde evident, dass GoT ein Fest an prächtigen Kulissen, überzeugenden Kostümen und sagenhaft geschminkten Protagonisten sein würde. Die verschiedenen Häuser und Kulturen wurden mindestens so lebendig und unterschiedlich gezeichnet, wie man es sich aufgrund des Buches nur vorstellen konnte. Wenn es einen Golden Globe für gelunenes Casting gäbe, wäre GoT ebenfalls ein Favorit: Die Besetzung der Charaktere ist, soweit man bisher urteilen kann, spektakulär gelungen. Meine Skepsis gegenüber Sean Bean und Lena Headey verflog schnell, und auch Tyrion, sicherlich der am schwierigsten zu besetzende Protagonist, überzeugte vollends.

Hinter meinen Erwartungen zurück blieb leider die Musik. Für eine Produktion dieser Größe hätte ich mir einen stilistisch kompatibleren Komponisten und das Budget für Orchesteraufnahmen gewünscht. Eher schwach auch das Pacing: Schon bei der ersten Einstellung – das Gatter hebt sich und hebt sich und hebt sich – hegte ich die Befürchtung, dass GoT mit anderen zeitgenössischen TV-Serien in puncto Pacing nicht mithalten können würde. An der Vorlage kann’s nicht liegen, denn die Bücher sind richtige Pageturner. Was mir auch aufgefallen ist: In den Büchern dreht sich die Handlung immer um einen speziellen Protagonisten, man erfährt trotz Erzählperspektive sehr viel über ihn und seine inneren Vorgänge. Das fehlte mir hier. Überhaupt wenn ich mir vorstelle, die Bücher nicht zu kennen, wüsste ich nicht, wer es verdient, dass ich mein Herz an ihn oder sie hänge.

Mein persönliches Zwischenfazit auf Basis der ersten Episode: GoT reiht sich mühelos in die obere Liga der Fantasy-Verfilmungen ein und wird zweifellos neue Maßstäbe bei Kostümen und Kulissen setzen. Für Kenner der Bücher ein Fest für die Augen. Ob es auch als TV-Serie der alles überstrahlende Stern ist, den sich alle erwartet haben, wird sich noch zeigen müssen. Ich jedenfalls freue mich darauf, es in den nächsten 9 Folgen herauszufinden.

Merlin + Rome = Camelot

Ich gebe zu, ich bin ein Fan der Serie Merlin. Herrlich naiv auf den ersten Blick, unrealistisch bunt, soapig und manchmal ein bisschen „billig“, was Effekte und Kulissen angeht. Aber sie haben gute Drehbücher und verstehen es, die Charakterinteraktion in den Vordergrund zu stellen. Hätte auch nie gedacht, dass mir Giles-Darsteller Anthony Head als King Uther so herrlich unsympathisch sein könnte.

Ich bin auch ein Fan von Rome, hauptsächlich weil ich ein Antike-Freak bin und Latein in der Schule lieber als alle anderen Fächer hatte. Aber auch, weil die Serie super recherchiert ist und extreme Tiefe aufweist. Hier kommt zu einem guten Drehbuch auch noch der Faktor Sex & Violence. Dazu muss man wohl nichts mehr sagen.

Und nun kommt die Kreuzung aus beiden: Camelot. Trotz des ausgelutschten Stoffs ist die neue TV-Serie durchaus interessant, zumal reich an Kulissen, Naturaufnahmen und Stars (Eva Green, Joseph Fiennes). Und sie bringen Arthur, Morgana und Merlin in neuem Licht: Merlin ist mittleren Alters, schweigsam und ein kühler Stratege, Morgana war niemals weiblicher und sinnlicher, und Arthur – ja, Arthur schafft den Spagat zwischen jungenhafter Kühnheit und Überforderung ziemlich gut. Script und Dialoge sind Klischee-beladen, aber man erleidet keine dauerhaften Schmerzen dabei. Neu ist die Grundstimmung: dunkle Wälder und Gemäuer, Nacktszenen, Hinrichtungen, ergreifendes Drama und mein persönliches Highlight: Camelot als von Pflanzen und Moosen überwucherte Ruine. Erfrischend.

Die ersten beiden Folgen waren kurzweilig und inspirierend. Ein Meilenstein? Vielleicht nicht, aber gute Unterhaltung für erwachsene Kinder, die wir Rollenspieler ja bekanntlich sind.