Der Unterschied zwischen Live und Larp

Schon die Ausgangslage des gestrigen Blind Dates war anders. Im Unterschied zu den Kontaktsuchenden, mit denen ich mich bisher traf, war Dennis kein Anfänger. Ich traf mich nicht mit ihm, um ihn für meine geplante Anfänger-Runde zu akquirieren, sondern weil er unheimlich freundlich geschrieben hatte, Kekse mitbringen wollte und hervorstrich, wie toll er es fand, mit Neulingen zu spielen.

Da saßen wir nun im Café (für die Abendsonne war es diesmal schon etwas zu spät) und plauderten über alles Mögliche, bemüht, das seltsame Gefühl, das mit solchen Blind Dates einhergeht, irgendwie zu übertünchen. Ich erzählte etwa von meinem Trauma mit einem gnadenlosen Spielleiter, der mir AD&D verleidet hatte, und Dennis‘ erklärte mir mit leuchtenden Augen den Unterschied zwischen „Live“ und „Larp“.

Also: Ein „Larp“ (= Live Action Role Playing) ist das, wo die Leute mit Latex-Schwertern bewaffnet durch den Wald laufen und wo weitgehend gilt: Was du als physische Person machen kannst, das kannst du auch als Character. So auf Bäume klettern und so. Ein „Live“ hingegen ist ein Event, bei dem die Leute sich aufwändig gewanden und dann in einer dekorierten Location Szenen spielen. Ich bin mir nachwievor nicht sicher, ob ich’s richtig verstanden habe, aber auf mich wirkte es wie ein klassisches Rollenspiel, nur mit mehr Körper- und Materialeinsatz.

Wie auch immer – der Punkt ist: Eine Stunde, ein Schnitzel und einen Backhendelsalat später hatte es Dennis geschafft, dass ich ihn unbedingt in meiner Anfänger-Runde haben wollte. Irgendwie schlug er mich mit seiner lebendigen und doch ruhigen und bescheidenen Art in den Bann. Und er hatte natürlich ein paar gute Argumente, warum ein weiterer erfahrener Spieler einer Anfänger-Runde ganz gut täte: Zum Beispiel könne er bei Regelfragen manuduzieren und den Spielern generell vorzeigen, wie man Charaktere im Rollenspiel verkörpern kann.

Man kann also sagen: Dennis‘ Charisma-Probe war höchstgradig gelungen. Und endlich den Unterschied zwischen „Live“ und „Larp“ zu kennen, war nur das Sahnehäubchen meines gestrigen Abends.