Araclia – Welt ohne Spieltechnik-Ballast

Eine der Besonderheiten der Neuerscheinung ARACLIA ist, dass es sich dabei um eine Fantasy-Welt handelt, die unabhängig von einem konkreten Regelwerk bestehen kann und soll.

ARA-Kärtchen_Systemlos

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich gibt es zwei Sichtweisen:

  1. Das Setting und die Regeln sind gaaanz eng verknüpft, das rechtfertigt natürlich, dass im Settingband Regelinfos enthalten sind. Die will ich dann natürlich auch nutzen bzw. finde ich es okay, dass mir diese Regeln „aufs Aug gedrückt“ werden. Die Regeln sind Teil der Vision, und wenn das gut zusammenpasst, gibt es wenig Schöneres.
  2. Das Setting und die Regeln sind zufälligerweise aus derselben Schmiede, haben aber eigentlich wenig bis nichts mit einander zu tun. Sprich: Das Setting könnte man mit jedem System bespielen. In diesem Fall empfinde ich Regeln in der Settingpräsentation als Ballast, weil ich mir diese Informationen immer wegdenken bzw. ausblenden muss.

Jetzt kann man natürlich sagen: Ja, hat der denn keine anderen Sorgen?! Stimmt, hab ich nicht. 🙂 Nein, im Ernst: Was mir auf dem großen weiten Rollenspiel-Markt tatsächlich abgeht, sind Settings, die systemneutral präsentiert sind, sodass ich sie wahlweise mit SW, Portal, Destiny, Fate – jedenfalls mit dem Regelwerk meiner Wahl verwenden kann.

Ob es der Weisheit letzter Schluss ist, Crunch komplett draußen zu lassen, sich auf Prosa zu beschränken und damit natürlich Unschärfen in Kauf zu nehmen (wie gefährlich ist denn nun der „gefährliche Flammenaak“ wirklich)? Die Antwort muss wohl jeder für sich selbst finden. Dem einen mag die konkrete Festlegung abgehen, der andere freut sich über den Freiraum, den ihm diese regelneutrale Darstellung der Welt bietet. Araclia ist zweifellos eine Welt für den anderen (nicht den „Anderen“).

Aber wie ist das bei euch?

ARACLIA – das größte Release ever!

Es ist vollbracht! Mit Araclia erblickt die größte AceOfDice-Veröffentlichung das Licht der Welt, und sie setzt sich ganz ungeniert auf die von DSA und Splittermond besetzte Nische der breiten Langzeit-Fantasy-Settings.

Mit verstärktem Fokus auf medieval fantasy und dem Anspruch, eine Welt zu bieten, in der Spieler und Spielleiter das Sagen haben und nicht Romanautoren. Mit dem Anspruch auf Konsistenz, Spielbarkeit und geringe Hürden für diejenigen, die schnell mal loslegen wollen, ohne angesichts des enzyklopädischen Wissens ihrer Mitspieler in Minderwertigkeitskomplexe zu verfallen.

Aber Araclia ist nicht bloß das Projekt eines größenwahnsinnigen Einzelautors, der allen Ernstes glaubt, mit den Großen mithalten zu können, sondern auch ein Tribut an all jene, die den Mut haben, Bewährtes vielleicht doch mal ein wenig anders zu probieren:

  • ohne Elfen, ohne Zwerge, ohne Orks, dafür mit ganz neuen, unbesetzten Rassen, die zu innovativem Rollenspiel anregen sollen,
  • ganz ohne Crunch, d.h. rein erzählerisch beschrieben und daher geeignet, mit jedem Spielsystem in Kombination gespielt zu werden,
  • vielseitig und breit angelegt, aber so kompakt präsentiert, dass Spieler und Spielleiter nicht viel mehr als 3 Seiten zu Rasse und Volk zu lesen brauchen, um effektiv mitspielen zu können.

Aventurien light? Mitnichten. Araclia ist von vorne bis hinten durchkonstruiert mit Zusammenhängen, die sich durch sämtliche Bereiche ziehen: Fauna, Flora, Drachen, Geschichte, Geographie, Mythologie – alles steht mit allem in Zusammenhang, und diesen im Laufe einer Kampagne zu entdecken ist das Geschenk an jene Spieler, die sich mit Araclia in seiner Gesamtheit auseinander setzen und diese Welt ihrerseits Abend für Abend mit neuem Leben erfüllen.

Vor allem aber ist Araclia eine Welt, in deren Kern das Übernatürliche noch selten und unberechenbar ist. Magie ist hier etwas Besonderes, (Ehr-)Furcht Gebietendes, mit dem man nicht leichtfertig verfährt. Hier gibt es keine Schwerter +1 am Basar und keinen Heiltrank in der Apotheke, und Magier laufen auch nicht mit Mantel, Bart und Zauberstab herum. Für Spieler von selbigen bietet Araclia ganz neue Herausforderungen – nicht Accessoires definieren das Rollenspiel, sondern fremdartige Auren und gesellschaftspolitische Überzeugungen, die es zu transportieren gilt!

Das führt mich zum letzten Punkt: Araclia enthält als Fantasy-Setting natürlich gewisse Pole im Spektrum von Gut und Böse, das braucht Rollenspiel einfach, aber dazwischen ist hier viel Raum für Graustufen. Keine Fraktion in Araclia ist für sich genommen gut oder böse – auch der im Verborgenen agierende, die herrschende Ordnung unterminierende Magier muss kein Agent des Bösen oder des Guten sein, sondern schlichtweg jemand, der für seinen Stand und den Glanz einer alten Zeit kämpft. Und ähnliches soll auch den Spielercharakteren in Araclia zuteil werden: Auch sie sollen Positionen abseits von Gut und Böse einnehmen und damit ihren eigenen, ganz speziellen Weg in einer von Graustufen durchzogenen Welt finden können.

Und wer auf solche Subtilitäten pfeift, kann in Araclia immer noch gegen Drachen und Monster kämpfen und alte Ruinen plündern. 🙂

Informationen zu Araclia findet ihr auch auf der Produktseite, wo das Buch ab jetzt – wie alle AceOfDice-Spiele – kostenlos zum Download zur Verfügung steht. Ladet runter, probiert aus und habt viel Freude!

Mein Wunsch-Fantasy-Setting – und deines?

Wie die ideale Fantasy-Welt auszusehen hat, darüber lassen sich Blogger und Forenschreiber alle paar Monate gerne aus (so geschehen z.B. hier). Anscheinend gibt es da eine unerfüllte Sehnsucht, die bisher weder DSA noch D&D noch Splittermond & Co. zu stillen vermocht haben. Grund genug für mich, der ich dieser Tage ja eher weniger blogge, mal wieder nachzulegen.

Mittelalterliche Prägung. Meine Wunsch-Setting ist definitiv medieval fantasy. Ich finde die enge Verknüpfung mit dem Hochmittelalter die ideale Kombination aus Fortschritt und Tradition. Der Vorstellungsraum ist reich und farbenprächtig – da fehlt eigentlich nichts. Schusswaffen mag ich nicht, sie nehmen Antiquiertheit raus; daher ist das für mich genau der richtige „Tech Level“.

Keine Elfen, Zwerge und Orks. Sorry, Tolkien-Jünger, aber ich finde, diese Rassen haben ausgedient. Klar kann man sie immer wieder neu erfinden (so z.B. geschehen in Destiny Dungeon) und dadurch mal wieder interessant machen, aber sie werden doch ziemlich überschätzt. Viel lieber sind mir da

Neue Rassen. Solange es nicht Talislanta-Züge annimmt oder an Deep Space Nine erinnert, wo jeder mit einem sichtbaren Überbein als Alien durchgeht, heiße ich neue, durchdachte Rassen sehr willkommen. Letztendlich geht es dabei um neue Kombinationen von Charaktereigenschaften und Fähigkeiten und die Möglichkeit, die Seelenwelt und den kulturellen Hintergrund von etwas Neuem rollenspielerisch zu erfahren.

Komplexität. Mein Wunsch-Fantasy-Setting ist so komplex, dass ich das Gefühl habe, es lohnt sich, darin eine Langzeit-Kampagne zu spielen. Ich möchte viele kleine liebevolle Details erfahren und Zusammenhänge aufdecken, die mir nach einigen Abenteuern ein fasziniertes „Ahhh!“ entlocken. Ich möchte Hintergründe erforschen, die historisch, kulturell und mythologisch verwoben sind.

Graustufen. Eine klare Definition von Gut und Böse ist im Fantasy-Genre nie verkehrt, aber meine Wunsch-Fantasy-Welt bietet mir Möglichkeiten, dieses Schema aufzubrechen. Vielleicht entdecke ich autoritäre Züge in der Volksreligion oder es gibt eine gehasste Minderheit, die das gar nicht verdient hat. Ich würde nicht so weit gehen, meine Lieblings-Welt „Dark & Gritty“ zu nennen, aber wo Licht ist, darf auch Schatten sein.

Größe und Freiheit. Havena-Beilunk in 14 Tagen? Nein danke. Meine Wunsch-Fantasywelt darf ruhig so groß wie Nordamerika sein und mich über wochenlange Reisen von hier nach dort schieben. Ich möchte Platz haben für viele Völker, Stämme, Dörfer, unerforschte Gebiete, ich will mich austoben können und nicht jeden Hektar kartografiert und katalogisiert im Kataster vorfinden. Meine Wunsch-Welt bietet viel, aber sie lässt mir ebenso viel Freiraum als Architekt meiner Abenteuer!

Kompaktheit. Ich habe keine Lust, mich durch Enzyklopädien zu mühen, um meine Wunsch-Fantasy zu spielen. Ich möchte die relevanten Kapitel schnell finden und dann nach der Lektüre von 2 Seiten zu Rasse und Volkszugehörigkeit ins Spiel starten können. Als Spielleiter finde ich natürlich ungleich mehr an Informationen, aber auch die sollten nicht zu tief ins Detail gehen. Wie der zweite Baron von links unten heißt und ob der Wald auf der Karte ein Mischwald oder Nadelwald ist – who cares.

Dezente Magie. In meiner Wunsch-Fantasy verkaufen keine Händler am Markt Elixiere, und der König wird auch nicht von einem Leibmagier beschützt, der ihn nach Attentaten wieder zum Leben erweckt. Im Gegenteil: Magie soll etwas Besonderes, Seltenes, Ominöses sein! Etwas, das Angst und Ehrfurcht erzeugt, weil es im Verborgenen wirkt. Magier sollen nicht mit Zauberstäben und spitzen Hüten herumlaufen (würg), sondern Mittel und Wege finden, sich mit ihren Fähigkeiten subtil in die Gesellschaft einzufügen.

Vielseitigkeit. Ich möchte mir auch von meiner Wunsch-Fantasy-Welt nicht auf Dauer vorschreiben lassen, wie und was ich dort spielen kann. Ich möchte Kulissen zu verschiedensten Arten von Abenteuern vorfinden. Vielseitigkeit ist eine der großen Stärken von Fantasy. Ich möchte „Name der Rose“-Detektivabenteuer ebenso spielen können wie ein „Legend of the Seeker“-Epos. Ich möchte als Pirat auf Schatzsuche gehen oder vielleicht eine Expedition ins Land der Drachen leiten. Kurz gesagt: Ich will eine Vielfalt der Kulturen und Subgenres.

Wie, ein Setting, das alle diese Punkte erfüllt, gibt’s nicht? Dann wartet noch einige Tage bis zum offiziellen Release von Araclia. Nur bei AceOfDice und im gut sortierten Fachhandel. 😉

Und welche Faktoren machen euer Wunsch-Fantasy-Setting aus? Gibt es bereits eines, das diese Anforderungen erfüllt, oder existiert es nur in eurer Vorstellung?

Geschichte und Mythen im Rollenspiel (am Beispiel Araclias)

Die Vergangenheit eines Settings hat im Rollenspiel große Bedeutung. Im großen Rahmen sind es Schöpfungsmythen und Götter- und Heldensagen, die definieren, wie sich eine Welt anfühlt. Sind die Götter böse, rachsüchtig, fordernd, oder sind sie nachsichtig, wohlwollend, väterlich? Natürlich kann man das auch ohne Bezug zur Vergangenheit hineinschreiben, aber dann wird es oft glatt und kalt. Erst Geschichten erfüllen solche Attribute mit Leben.

In Araclia z.B. gibt es zu (fast) jeder Gottheit eine Geschichte. Kastorna zum Beispiel war nicht immer die Göttin des Eises und der Kälte. Dazu wurde sie erst, als Sastrates ihr gemeinsames Kind ermordete und sie ihr Herz gefrieren ließ, weil es sonst zersprungen wäre. Sastrates wiederum wurde ob dieser Sünde ins Totenreich verbannt. Er ist seitdem Gott der Sünde und des Leids und Totengott.

Im mittelgroßen Kontext ist es die Vergangenheit, die die Basis für die heutigen Machtverhältnisse legt. Damit ist die klassische Geschichte von Ländern und Königreichen angesprochen, von Kriegen und Blütezeiten, irren Königen und großen Katastrophen in den letzten Jahrhunderten. Auch hier sind es die kleinen Details, die die Geschichte mit Leben erfüllen und den Tenor setzen.

Die irre Königin Seterra, die in ihrem Garten die giftigsten Pflanzen züchtete und deren Sporen dann im ganzen Land verteilte, sodass ein Drittel der catorischen Bevölkerung an einer grausamen Lungenkrankheit dahingerafft wurde, ist nicht nur eine Geschichte, die man sich gut vorstellen kann, sie gibt auch dem heute noch verbreiteten Gift Seterrakrone eine schauderliche Note.

Die meisten Settings haben ein oder zwei historische Episoden, die so einschneidend sind, dass sie (wohl wie die beiden Weltkriege in unserer Realität) die Welt auf Jahrhunderte hinaus definieren und – aus Spielerperspektive – auch als Merkmal gelten. Meistens ist es irgendeine Art von Kataklysmus, der für Chaos sorgt oder besondere Zustände rechtfertigt.

In Araclia ist es der Aufstieg und Fall von Rishamer, einer dekadenten Magierkaste, die sich zur Verteidigung ihrer Machtposition einer Armee phantomarer Krieger bediente, der sogenannten Wandelnden. Allein, die Wandelnden täuschten ihre Herren und ließen sich am Ende keineswegs beherrschen. Sie gingen durch jede Wand, schritten über das Wasser und vernichteten allerorts auf Araclia tausende Menschenleben. Dieser Schreck sitzt den Catoriern heute noch so tief in den Gliedern, dass sie Magie fürchten und verabscheuen. Es erklärt auch, warum die Catorier besonders gottesfürchtig sind, ihre „anti-magische“ Ritterkultur hochhalten und Zauberkundige unter ihnen ein schweres Los haben…

Und schließlich, im kleinen Rahmen, sind es die lokalen Episoden aus der Vergangenheit, die das Kolorit von Orten oder Persönlichkeiten so bereichern, dass Spieler und Spielleiter etwas damit verbinden und eine Vorstellung davon entwickeln, wie es ist, an dem jeweiligen Ort zu leben. Und natürlich hilft es beim Entwickeln eigener Abenteuerideen.

Die Stadt Enerestis im Moor der Schlafenden Drachen wird gleich doppelt so interessant (und plausibel), wenn man weiß, dass diese in der Zeit von Rasmorrtah von menschlichen Flüchtlingen gegründet wurde, die ihren krelvetischen Peinigern zu entkommen suchten. Und wer weiß, ob die Menschen bei ihrer Flucht nicht auch das eine oder andere Krelveten-Artefakt mitgehen ließen, das noch immer in den alten steinernen Fragmenten verborgen liegt? Oder ob die Krelvetenschamanen den Flüchtlingen Geister hinterher jagten, die bis zum heutigen Tag irgendwo gebunden liegen?

Das Problem mit der Vergangenheit im Rollenspiel ist, dass sich niemand gerne mit ihr auseinandersetzt. Spielleiter haben Besseres zu tun als sich durch Chroniken zu kämpfen, und Spieler agieren tendenziell lieber im Hier und Jetzt. Die Vergangenheit darf auch nicht zum Selbstzweck werden oder als schriftstellerische Ersatzbefriedigung herhalten. Sehr wohl aber darf sie interessieren, inspirieren, erklären und motivieren und ein Setting mit inhaltlicher Tiefe versehen.

Neue Fantasy-Welt von AceOfDice: ARACLIA

Gestern bekam ich Post von meinem Verlag. Nicht ganz unerwartet befand sich darin mein Probeexemplar für die nächste, unmittelbar bevorstehende AceOfDice-Veröffentlichung: das ARACLIA-Kompendium! Das Unwrapping-Video ist bereits in Vorbereitung, aber ein paar Fakten möchte ich jetzt schon liefern:

aracliakompendiumDas Araclia-Kompendium wird ein ca. 300 Seiten starkes Buch. Zugegeben, das ist etwas untypisch für meine sonst so leichten Veröffentlichungen. Aber im Unterschied zu Destiny & Co. handelt es sich hierbei um eine über 10 Jahre lang entwickelte Fantasy-Welt, die sich nicht einfach in 40 Seiten umreißen lässt. Zudem schätze ich es auch als Spieler, wenn ich alle Informationen in einem Buch parat habe.

Die Ausstattung ist diesmal besonders hochwertig. Zwar bleibe ich beim 17×22-Format, allerdings mit kaschiertem Hardcover, was natürlich damit zu tun hat, dass das Buch als Nachschlage- und Schmökerwerk genutzt werden soll. Und Illustrationen gibt es auch nicht wenige! Der Preis wird dadurch allerdings steigen. Man wird mir also nicht mehr vorwerfen können, ich brächte meine Sachen zu günstig heraus. 😉

Inhaltlich handelt es sich bei Araclia um eine große medieval fantasy Welt. Von Alltag, Kräuterwelt, Kriegs- und Flottenwesen, Königswahl bis hin zu Todesmythen und Dämonen umfasst das Araclia Kompendium so ziemlich alle Lebensaspekte eines Charakters. Dabei verfolgt es zwei Ziele: Spieler sollen ein Lebensgefühl für Araclia entwickeln können, und Spielleiter sollen daraus eine Fülle an Inspirationen für Abenteuer gewinnen!

Nun zu den Besonderheiten: In Araclia gibt es keine Elfen oder Zwerge, dafür aber eine Fülle neuer Rassen, z.B. die vergesslichen, kleinwüchsigen Trosh, die mürrischen Colwulven aus dem Norden (die nicht nur angeblich von den Wölfen abstammen), oder die eitlen Cashataxa-Katzenmenschen aus dem Süden mit ihrer Vorliebe für übertriebene Farben und Düfte. Um nur einige zu nennen.

Araclia ist eine thematisch-umfassende Welt, d.h. man findet hier Hintergrund zu allen möglichen Kampagnenformen, z.B. eine Schatzsuche auf den Swylirischen Inseln, eine Karawane durch das heiße Berukhan, Intrigen am Hof der Königin von Tr’Saal, oder eine Expedition durch das Gebiet der eysarischen Barbaren. Vielfalt für Langzeit-Kampagnen ist also garantiert.

Das geographische und spielerische Zentrum Araclias ist Catorien, ein feudalistisches Rittertum mit einer ebenso bewegten wie dunklen Vergangenheit, derentwegen Zauberei verboten ist. Magie, Artefakte, Drachen – all das ist heutzutage selten, von Mythen und Aberglauben umrankt und gefürchtet. Dadurch ergeben sich neue rollenspielerische Anreize und für den SL die Möglichkeit, Magie gezielt und als etwas Besonderes zu inszenieren!

Á propos besonders: Araclia ist eine von wenigen Spielwelten, die system-unabhängig beschrieben sind. Das Kompendium referenziert keinerlei Regeltechniken, sondern präsentiert seine Inhalte in neutraler, flüssiger Prosa. Damit ist der SL flexibel, das Regelsystem seiner Wahl zu verwenden. (Für meine Spiele Destiny und Portal gibt es jeweils einen kurzen Anhang, der die wichtigsten „Stats“ wie z.B. Kreaturenwerte oder Rassenfähigkeiten enthält.)

Ich hoffe, ich konnte euch damit neugierig machen und freue mich schon, euch hier in den nächsten Wochen mehr Details zu liefern.

Sind System-neutrale Welten die Zukunft?

Auch wenn der Markt von D&D und DSA dominiert wird, gibt es dennoch ausreichend viele Systeme, mit denen sich eine neue Spielwelt bespielen lässt. Trotzdem sind die meisten Settings systemspezifisch ausgestaltet oder bringen überhaupt – Stichwort Splittermond – ein eigenes Regelsystem mit. Warum ist das so?

Auf der Pro-Seite steht die Konvergenz von System und Spiel. Sobald beides zu einer Einheit verschmilzt, bereichert das das Spielgefühl enorm. System does matter. Abstraktes Vermögensmanagement passt nicht zu einer Welt, in der Haushaltsführung und finanzieller Existenzkampf wichtig sind. Und spätestens Regeln für Tod und Wiedererweckung spießen sich nur allzu leicht mit dem, was eine Welt an Todesmythen vorsieht. Von der Wichtigkeit der Magietheorie für Rollenspiel und innere Logik der Welt will ich erst gar nicht reden.

Auf der Contra-Seite steht folgende ketzerische Überlegung: Wer kümmert sich denn tatsächlich um all das Zeug? Spielen die meisten Leute nicht ohnehin „nach Gutdünken“? Einiges spricht wohl dafür, dass das Hausregeln & Handwedeln gängige Praxis ist. Passt eine Regel nicht, wurscht, wird sie einfach ignoriert oder gefixt. Die oben beschworene Konvergenz von Regelsystem und Welt – wen kümmert sie wirklich? Sogar bei meinen ehemaligen Mitspielern, die es gewohnt waren, von mir mit höchst konvergenten Setting-System-Kombinationen verwöhnt zu werden, ist es mittlerweile üblich, einfach an den Schrauben eines bestehenden, wenn auch nicht optimalen Regelsystems zu drehen. Gedumpt wird das System erst dann, wenn es gar nicht mehr anders geht und kollektives Augenverdrehen zur Gewohnheit wird.

Ich selbst bin ein glühender Verfechter der Einheit von System und Welt, doch ich frage mich – auch in Hinblick auf meine zukünftigen Publikationen – wieviel Sinn es noch macht und wie es sich auch auf die im letzten Blogpost heiß diskutierte (Danke übrigens für die rege Teilnahme!) Zersplitterung unserer Community auswirken könnte, wenn mehr Settings von vornherein System- bzw. regelneutral präsentiert würden. Möglicherweise würden einige dieser Welten dann mehr gespielt (?). Ich persönlich fände einige D&D-Settings sehr reizvoll, habe sie aber nie gespielt, weil ich mich nicht dem Regelmoloch D&D ausliefern möchte, gleichzeitig mir aber auch nicht das Portieren in ein anderes System antun will.

Mit ARACLIA werde ich erstmals versuchen, ein Setting System-neutral zu präsentieren. Ich bin gespannt, ob und wie es mir gelingt, klassische Weltendetails wie Kreaturenwerte und spieltechnische Auswirkung von Giften, Kräutern und Krankheiten zu „neutralisieren“ und ob das auch so gewürdigt wird wie ich mir das vorstelle. Aber was ist eure Meinung? Würdet ihr auch gerne mehr Welten regelneutral beschrieben sehen, und warum/nicht?

[DSP#15] Das große Destiny Space Statusupdate (2/2)

Wie schon in Destiny Beginner, wird auch in Destiny Space ein Setting zum sofortigen Losspielen enthalten sein. In diesem zweiten Teil des Destiny Space Statusupdates möchte ich euch daher „den Schwarm“ vorstellen.

Teil 2: Das Setting „Der Schwarm“

Der Schwarm ist ein abgeschlossenes System, das einen großen und mehrere kleine kolonisierte Kometen und Asterioden beherbergt, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit durch die Galaxien bewegen. Nur während eines Systemtransits kann der Schwarm betreten und verlassen werden. Auf und in den Kometen befinden sich Siedlungen, Abbauoperationen, Förderanlagen und alte Ruinen, die es zu erforschen gilt. Daneben finden sich natürlich Raumpiratennester, geheime Techlabors, Gefangenenlager und vieles mehr.

Die Entstehung des Schwarms geht auf den Konflikt zweier alter Kulturen zurück: die dem Metaphysischen verhafteten Natokh, deren Seelen in einem mystischen Energiefeld aufgingen, und die Khotan, kriegerische Eroberer, die ihre Existenz auf Technik aufgebaut haben und heute nur noch als vereinzelte Schläfer in Cryozellen existieren – bis auf einen, der bereits erwacht ist und als Antagonist im Hintergrund agiert. Der Grundkonflikt Technik vs. Metaphysik zieht sich auch heute wie ein roter Faden durch das Setting.

Das wohl prägendste Element ist das MagField, ein semi-mystisches Energiefeld, das den Schwarm umgibt, stabilisiert und durchdringt. Vor allem aber verhindert sein antitechnologischer Effekt den Einsatz von Hochtechnologien: kein Schwarm-weiter Funk, kein „Internet“, keine Autopiloten, keine FTL-Antriebe usw. Technologien sind also insoweit bodenständig, als sie immer noch von ihren Eignern gesteuert und kontrolliert werden müssen.

Bewohnt wird der Schwarm von 7 höchst unterschiedlichen Rassen, die ich bereits hier vorgestellt habe. (Menschen gehören übrigens nicht dazu). Die Rassen ringen im Schwarm um strategische Ressourcen, zu denen Metalle und Edelgase ebenso zählen wie die überaus verbreitete Droge Accix oder das MagField-resistente Tecterion. Industrietechnologien, die meisten davon im Eigentum der ebenso mächtigen wie dubiosen Quilirium-Gilde (der einzigen Ordnungsinstanz im Schwarm), sind überaus wertvoll und gut gehütete Geheimnisse. Ebenso Ausgrabungsstätten der Natokh und Artefakte, die aus diesen zu bergen sind.

Das Setting ist darauf ausgerichtet, den Spielern viele Missionen in politischem und wirtschaftlichem Kontext zu ermöglichen und auch selbst proaktiv, z.B. als Händler oder Schmuggler, zu agieren („Elite“-Effekt, daher Mischung aus Space Opera und hard-scifi). Daneben steht es dem SL frei, einen Metaplot einzubringen, der in einem separaten Teil des Buches beschrieben sein wird, das Thema Multiversen und alternative Realitäten ins Spiel bringt und dafür gedacht ist, die Kampagne zu epischer Dimension zu führen.

[DSP#11] Die Problemkisten-Theorie

Ein Kommentar von TheOneKane zum letzten Design Diary-Eintrag hat mich nachdenklich gemacht. Sinngemäß sagt er, dass ein Setting äußere Feinde braucht, um zu funktionieren, weil es sonst anhand seiner inneren Konflikte zur Problemkiste verkommt.

Dieser Kommentar hat in mir eine unerwartete Resonanz erzeugt. Ich habe daher nachgedacht. Bisher war ich immer der Ansicht, ein Setting benötige Konflikte, „mit wem“ sei dabei egal. Ist es aber nicht. Wenn der Konflikt nämlich zwischen tragenden Elementen des Settings besteht – institutionalisierte Götter, Rassen und Völker, Herrscherhäuser, Gilden etc. – so bedeutet das Austragen des Konflikts im Spiel unweigerlich, das Settings zu destabilisieren.

Wenn ich diesen Gedanken weiterspinne und mich in die Position des Spielleiters versetze, verspüre ich eine Art innere Hemmung, solche Konflikte aufzugreifen, denn ich möchte doch nicht das Setting, das ich gerade gekauft oder zu spielen begonnen habe, zerfallen sehen, bevor ich überhaupt damit angefangen habe. Aus demselben Grund habe ich auch in meiner Zeit als Aventurien-SL und in meiner langjährigen Araclia-Kampagne niemals Kriege und Konflikte zwischen offiziell verankerten Ländern und Persönlichkeiten eingebaut, sondern immer dritte Parteien und NSCs ins Spiel gebracht. Das Fundament der offiziellen Ordnung war quasi eingefroren, erst darüber hinaus habe ich mich ausgetobt.

Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass die Konflikte zwischen den Völkern des Schwarms nicht die tragenden Konflikte des Settings sein dürfen. Der Kampf um Ressourcen, die charaktereologischen Unterschiede und die divergierenden Vorstellungen davon, welche Rolle Technologie im Schwarm zu spielen hat – all das ist super Stoff für feines, differenziertes Rollenspiel, aber es sind „flankierende Konflikte“ und nicht der Grundkonflikt, der sich durch das Setting zieht. Und darf es auch nicht sein, sonst wird der Schwarm zur sich selbst zerstörenden Problemkiste.

James Bond brauchte Spectre, Babylon5 brauchte die Schatten, Galactica die Zylonen, Lys Marrah die Unterstadt, Araclia die Wandelnden, Aventurien den guten alten Borbarad und Destiny Dungeon hatte die Horden. Fazit: Der Schwarm braucht noch einen kampagnentauglichen Grundkonflikt. Und der sollte natürlich Niveau haben.

[DSP#10] Back to Square One

Gestern bei unserer Redaktionssitzung für den Polyeder Podcast ging es u.a. um das Thema Science Fiction und was es eigentlich ausmacht. Dank meines Co-Moderators Markus hatte ich plötzlich so eine Art Epiphanie. Die ganze Zeit über war da das Gefühl gewesen, dass mir beim neuen Destiny-Space-Setting etwas fehlt, und jetzt weiß ich, was es ist:

Es geht in Science Fiction nicht um „Gadgeteering“, um Sternenraumkämpfe, um abge-space-te Alienrassen. (Zumindest nicht ausschließlich). Es geht vielmehr um Gegensätze, innere wie äußere. Um Licht und Schatten, oben und unten, Makrokosmos vs. Mikrokosmos. Es geht um auf den Kopf gestellte Prämissen, um Grauzonen und Abgründe, um gewagte Annahmen und Thesen, um das „Was wäre wenn?“, um das Sicht-zurecht-finden-in-einer-ganz-anderen-Welt.

Ich habe bisher bei der Konzeption des Schwarms viel zu viel Zeit darauf verwandt, mir die Frage zu stellen: Wie kriege ich es hin, dass dieser oder jene (abenteuertaugliche) Zustand gegeben ist. Das Gegenteil hätte ich mich fragen müssen: Wie kriege ich es hin, dass das Setting möglichst unberechenbar, anders und fremdartig ist? Ich kann wirklich nur jedem Spiel-Designer raten, sich regelmäßig im kreativen Prozess die Frage zu stellen, was das Setting eigentlich bei den Spielern bewirken soll. Nicht die Spielercharaktere, sondern die Spieler spielen das Spiel, d.h. das Setting hat nicht nur Kulissenfunktion, sondern die Aufgabe, das Spielerlebnis des Spielers zu bereichern. Sich kritische Fragen zu stellen, die unter die Oberfläche dringen, ist absolut unerlässlich!

Mehr dazu in zwei Wochen im Polyeder Podcast. Für mich heißt es jetzt einmal: Back to Square One. Naja, nicht ganz. Die Kernzutaten – Schwarm, Völkerkonzeption, Sektorenfeld – passen ja wunderbar, ich muss sie nur so zubereiten, dass sie nicht an Geschmack verlieren und Einheitsbrei daraus wird.

[DSP#09] Es wird konkret: Karte des Sektorenfeldes

Also gut, während ich über graue Kästen & Co. sinniere, gibt es hier erstmal etwas fürs Auge, nämlich eine Karte des Schwarms oder, wie ich es nenne, das Sektorenfeld.

Wie man sieht, habe ich mich entschlossen, den Schwarm in 6 mal 6, also 36 Sektoren einzuteilen, zu denen es im Buch jeweils einen kurzen Absatz geben wird, der in allgemeine Info und Spielleiter-Info mit Abenteuer-Aufhängern unterteilt sein wird. Die Idee ist, dass Spieler sich einigermaßen autonom im Schwarm bewegen können sollen, wenn ein eher Sandbox-artiger Kampagnenansatz gewünscht ist – etwas, das ich selbst in Destiny Dungeon zu schätzen gelernt habe, und Bewährtes soll man ja schließlich beibehalten.

Was die Granularität bei den Beschriftungen angeht, bin ich mir noch nicht sicher. Ich möchte die Karte nicht überfrachten, auf der anderen Seite soll sie natürlich dem Wissensstand der SCs entsprechen. Hierüber werden vermutlich die ersten Tests Aufschluss geben.